Page 42 - Ärzteblatt Sachsen, Oktober-Ausgabe 2025
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KUNST UND KULTUR
lost places
Gemälde von Anne Kern
Seit langem verlassene Orte sind es, Farbigkeit . In einem markanten Rhyth-
die der kommenden Ausstellung in der mus von Pinselstrichen setzt sie Flä-
Sächsischen Landesärztekammer ihren chen in unterschiedlichen Blau- und
Titel geben . Auf ihren Streifzügen durch Grünabstufungen nebeneinander, lässt
Wälder und Gründe des Elbsandstein- Ocker und Rot hervorleuchten . In dieser
gebirges findet die Malerin Anne Kern ruhig-entschiedenen Darstellungswei-
(*1981) verfallene Hütten von Steinbre- se von Struktur- und Formentdeckun-
chern, rostiges Gerät, zerbrochene gen von Felswänden und Geröllhalden
Hochsitze oder Backsteinruinen an Or- sowie Lichteindrücken im Waldesin-
ten, die durch Gesteinsabbau sowie nern erreicht sie eine reizvolle Abstrak-
durch natürliche Erosion umgeformt tion der Landschaft .
wurden . Wie Balken und Felsblöcke
oder wie Schluchten und Uferszenen Nicht die unberührte Wildnis, sondern
mit leckgeschlagenen Booten sind sie vom Menschen überformte, bearbeite-
nun gleichwertige Bestandteile der na- te und schließlich sich selbst überlas-
türlichen Umgebung . In still spiegeln- sene Naturräume wie Stollen oder still-
den Gewässern erscheinen „Gekippte gelegte, teilweise unter Wasser ste-
Landschaften“, wie sie es nennt . hende Steinbrüche interessieren sie:
Die dort beobachteten Licht- und Farb-
Menschliche Figuren sind nicht darge- stimmungen verdichtet sie in ihren Ge-
stellt, sondern die ehemaligen Stein- mälden zu Bildern eindringlicher Stille
brucharbeiter, Fischer oder Bewohner und Zeitlosigkeit . „Die Stille in den Land-
bringen ihr früheres Dasein nur durch schaften ist ohrenbetäubend, die Ein-
die von ihnen zurückgelassene Orte samkeit wohltuend“, wie Birgit Grimm
und Dinge in Erinnerung . es formulierte . Somit setzt Anne Kern
die seit dem 18 . Jahrhundert bestehen-
Die Künstlerin, die ihnen nachspürt, © Anne Kern de Tradition von Landschaftsmalerei im
wuchs selbst in der Sächsischen Elbtal fort . Dabei behauptet sie sich im
Schweiz auf und erhielt zunächst meh- Anne Kern, Stille Wasser VI, 2023, 155 x 70 cm . 21 . Jahrhunderts angesichts eines völlig
rere Jahre lang Zeichenunterricht bei anderen Welt- und Naturverständnis-
Klaus Drechsler . Später studierte sie ihre „Kernzone“, wie eine ihrer früheren ses mit einem eigenständigen Stil von
Malerei und Grafik an der Leipziger Ausstellungen betitelt war . Hinzu kom- suggestiver Wirkung . ■
Hochschule für Grafik und Buchkunst men die Lausitzer Granitsteinbrüche
bei Prof . Annette Schröter . Seit 2009 mit ihren scharfkantigeren Formen und Dr . phil . Anke Fröhlich-Schauseil
lebt und arbeitet sie in Wehlen inmit- andersartigen Lokalfarben, den „Essen-
ten der zutiefst vertrauten, intensiv zen“ – so lautet ein anderer Ausstel-
beobachteten Landschaft . lungstitel – der jeweiligen Gegenden .
Sächsische Landesärztekammer
Regelmäßig ist sie mit Fotoapparat und Abbruchkanten, Spalten und Risse so- 24. Oktober 2025 bis 9. Januar 2026,
Skizzenblock unterwegs, ehe sie im wie Baumstämme und Bohlen ordnen Montag bis Donnerstag
Atelier mit Kohle zeichnet oder in Öl ih- die jeweilige Bildwelt . Dabei überträgt 9.00 bis 18.00 Uhr,
re Werke auf Leinwand ausführt . Das die Malerin in der Natur empfangene Freitag 9.00 bis 16.00 Uhr.
Elbsandsteingebirge bildet motivisch Eindrücke in eine harmonisch-kühle Vernissage: 23. Oktober 2025, 19.30 Uhr
42 Ärzteblatt Sachsen 10|2025

