Page 11 - Ärzteblatt Sachsen, März-Ausgabe 2023
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GESUNDHEITSPOLITIK
Aktuelle Situation der Organspende
in Sachsen
2018 gab es nach Jahren des Stillstan- • von den Krankenkassen finanzierte für oder gegen eine Organ- und Gewe-
des endlich wieder eine breite politi- Informationsgespräche zur Organ- bespende festgehalten werden kann.
sche Diskussion zum Transplantations- spende alle zwei Jahre beim Haus- Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos.
gesetz (TPG). Die Sächsische Landes- arzt und Er kann jederzeit geändert und wider-
ärztekammer hatte sich schon auf dem • Informationen zur Organspende in rufen werden. Der Organspendeaus-
Sächsischen Ärztetag 2017 für die den für den Erwerb der Fahrerlaubnis weis und die Patientenverfügung blei-
Widerspruchslösung ausgesprochen verpflichtenden Erste-Hilfe-Kursen. ben neben dem Organspende-Re gister
(mit großer Mehrheit beschlossen) und auch weiterhin gültig. Aufgrund ver-
diese auch als Vorschlag in den Deut- So soll die regelmäßige Auseinander- schiedener Verzögerungen wird dieses
schen Ärztetag im Mai 2018 einge- setzung der Bürgerinnen und Bürger Register voraussichtlich erst im ersten
bracht, wo sie ebenfalls mehrheitlich mit dem Thema Organ- und Gewe- Quartal 2024 verfügbar sein.
verabschiedet wurde. bespende gefördert und diese bei der
Im „Zweiten Gesetz zur Änderung des Entscheidungsfindung zu Lebzeiten Solche Gesetzesänderungen brauchen
Transplantationsgesetzes – Verbesse- unterstützt werden, sodass die „Last“ natürlich ihre Zeit um zu wirken – Zeit,
rung der Zusammenarbeit und der der Entscheidung nach dem Ableben die wir als Gesellschaft und vor allem
Strukturen bei der Organspende (GZSO)“, nicht den Angehörigen obliegt. die Patienten auf der Warteliste nicht
welches im April 2019 in Kraft trat, haben. Eine „Stärkung der Entschei-
wurde die Stellung und Finanzierung Zudem wird ein zentrales Online-Re - dungsfindung“, wie das Gesetz sie for-
der Transplantationsbeauftragten (TxB), gister für Erklärungen zur Organ- und dert, kann nur aus einer breiten gesell-
Postmortale Organspender in Deutschland
die Organisation und Finanzierung der Gewebespende (Organspende-Register) schaftlichen Diskussion resultieren.
Veränderung zum Vorjahr in Prozent
Organspende in den Kliniken und die eingerichtet, in dem die Entscheidung Eine Diskussion, die schwer ist und
Angehörigenbetreuung neu geregelt.
Im März 2020 wurde dann das „Gesetz 876 864 877 857 955 932 913 933 869
zur Stärkung der Entscheidungsbereit- 797
schaft bei der Organspende“ verab-
schiedet (das zum 1. März 2022 in Kraft
trat). Erneut fand die Widerspruchslö-
sung im Bundestag keine Mehrheit. © DSO / Stabsstelle Statistik, Januar 2023
Somit bleibt die Entscheidungslösung
unberührt und gilt in Deutschland wei- -16,3% -1,4% 1,5% -2,3% -7,0% 19,8% -2,4% -2,0% 2,2% -6,9%
2013tale Organspender
Postmor
terhin. Dies bedeutet, dass eine Organ- 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Region Ost
oder Gewebeentnahme nur erfolgen Grafik 1: Postmortale Organspender in Deutschland (Veränderung zum Vorjahr in Prozent)
Quelle: DSO
darf, wenn die verstorbene Person dem
Stabsstelle Statistik | Januar.2023
zu Lebzeiten zugestimmt hat oder 137 142
stellvertretend die nächsten Angehöri- 121 125 130 121
gen nach dem Tod der Person ihre 106 111 34 37 27 30 112
Zustimmung erteilen. 27 28 96 30 28
27 Thüringen
41 33 23 39 32 32
Neu im Transplantationsgesetz seit 30 29 23 35 23
1. März 2022 sind durch die Gesetzes- Sachsen-Anhalt © DSO / Stabsstelle Statistik, Januar 2023
änderung aus 2020 zum Beispiel fol- 49 55 62 60 50 66 66 68 56 61
gende Maßnahmen: Sachsen
• Informationen zur Organspende an den 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Ausweisstellen von Bund und Ländern, Grafik 2: Postmortale Organspender (Region Ost)
Quelle: DSO
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