Page 12 - Ärzteblatt Sachsen, November-Ausgabe 2025
P. 12

THEMENHEFT 2025



        Heitere Kompetenz –

       Warum ein Humortraining die ärztliche

        Kommunikation stärkt




        K . Hansmeier

        Ein Plädoyer für mehr Freude
        und Leichtigkeit
        Humor im ärztlichen Alltag ist mehr als
        ein Lächeln zwischendurch . Aber auch
        dieses Lächeln kann uns schon weit
        bringen . Und doch fehlt es häufig, weil
        wir angespannt oder gestresst sind .

        Humor ist ein wirkungsvoller, evidenz-
        basierter Kommunikationsfaktor – ins-
        besondere bei komplexen Gesprächen
        mit Patientinnen und Patienten, im                                                                      © Shutterstock/Ocskay Mark
        Umgang mit Krisen, chronischer Krank-
        heit und Palliativsituationen . Richtig
        eingesetzt, verbessert Humor die Arzt-
        Patienten-Beziehung, reduziert Stress   Humor reduziert Stress und fördert Resilienz – sowohl bei Patienten als auch im Behandlungsteam .
        und fördert Resilienz – sowohl bei Pa-
        tienten als auch im Behandlungsteam .  Leichtigkeit auch in angespannten Mo- Das können Sie wunderbar an der Su-
        Humor lässt sich trainieren, gezielt an- menten . Ein Beispiel:         permarktkasse üben . Jemand fährt Ih-
        wenden und schützt letztlich auch die  Patient (ablehnend): „Das Medikament  nen wiederholt leicht mit dem Ein-
        ärztliche Berufskompetenz .         nehme ich nicht . Im Internet steht, das  kaufswagen in die Hacken? Jetzt weiter-
                                            wirkt nicht .“                      atmen und sich schmunzelnd für die
        Humor als Ressource                 Arzt (heiter): „Gut, dass Sie nicht alles  Störung begeistern . Sie könnten kom-
        für Patienten und Ärzte             glauben . Kritisch sein ist gesund . Ich  mentieren: „Super, ich brauchte heute
        In der Medizin hat Humor kein leichtes  bin gespannt auf Ihre Erkenntnisse .“   noch einen Anschub . Sie haben mich
        Standing:  Zwischen  Zeitdruck,  Doku-                                  wirklich nach  vorne  gebracht!“  oder
        mentation und Aufklärung scheint er  Meine Großmutter lag nach einer OP  „Oh, eine Mitfahrgelegenheit!“
        kaum Platz zu haben . Dabei ist seine  angespannt im Krankenhaus . Der Chef- Lassen Sie es zur Gewohnheit werden,
        Wirkung  belegt .  Studien  zeigen,  dass  arzt beurteilt die Naht und sagt: „Die  Störungen positiv umzudeuten . Dann
        sozialer und selbstaufwertender Hu- sieht aber gut aus!“ Kurz bevor er das  können  Sie  diese  Technik  wunderbar
        mor mit höherer emotionaler Stabilität,  Zimmer verlässt, dreht er sich noch- nutzen, um Situationen im Arzt-Patien-
        Resilienz und therapeutischer Wirk- mals um und ergänzt schmunzelnd:  ten-Kontakt zu entspannen .
        samkeit assoziiert ist [1, 2] . Humor  „Und Sie übrigens auch .“ Die Patientin
        schafft Vertrauen, reduziert Angst und  strahlt: „Der Abend ist gerettet!“ Ein  Machen Sie neben der klassischen
        kann Adhärenz fördern – besonders bei  Satz, der Nähe schuf und Entspannung  Anamnese auch eine Humoranamnese .
        Gesprächen über schwierige Diagnosen  brachte .                         Das bedeutet: gezielt wahrnehmen,
        oder Therapieentscheidungen .                                           welche Art von Humor ein Patient akzep-
                                            Das darunterliegende Prinzip ist: „Lass  tiert und befürwortet oder selbst nutzt .
        Humor an der Schnittstelle zu       Dein Gegenüber humorvoll gut daste- Und wenn Sie jetzt denken, „Ja, ja, jetzt
        Patientinnen und Patienten          hen .“ Nutzen  Sie motivierenden, ent- soll ich das auch noch machen . Ich hab’
        Ob  Chefarzt  oder  Berufsanfängerin:  spannenden Humor, der Sie oder ande- doch genug zu tun . So ein Quatsch!“ –
        Wer Humor bewusst einsetzt, fördert  re aufwertet .                     ich kann Ihnen versichern: Es lohnt sich .


      12                                                                                         Ärzteblatt Sachsen  11|2025
   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17